Mama-Coaches im Interview: Christine von Vereinbarkeitscoaching

Vereinbarkeitscoaching

Weiter geht es heute in meiner Serie „Mama-Coaches“ mit Christine von Vereinbarkeitscoaching. Als Vereinbarkeitscoach hilft sie berufstätigen Müttern, Familie und Beruf so entspannt wie möglich unter einen Hut zu bringen. Sie bietet neben Einzelcoachings via Skype, Telefon oder in München-Sendling auch Seminare im Elterngarten in München an. Liebe Christine, herzlichen Dank für deine offenen Antworten und Einblicke in deine Arbeit und deinen Alltag. Schön, dass du dabei bist!

Seit wann unterstützt du Mamas mit deinen Coachings und wie bist du dazu gekommen?

Seit August 2015 gibt es mein Angebot online unter www.vereinbarkeitscoaching.com, dort biete ich Einzelcoachings rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an – damit der Spagat nicht zur Zerreißprobe wird! Seit Dezember 2015 mache ich außerdem gemeinsam mit dem Münchner Startup Elterngarten Seminare rund um das Thema Vereinbarkeit.

Zum Coaching bin ich während unseres Auslandsaufenthaltes in den USA gekommen. Während mein Mann dort ganz normal Vollzeit berufstätig war, war ich ohne Arbeitserlaubnis gezwungen, mich quasi selber zu beschäftigen. Und in dieser Zeit habe ich viel über mich gelernt. Zum Beispiel, dass ich mich nicht über meinen Beruf definieren möchte. Ich war es gewohnt, immer Vollzeit zu arbeiten und habe das gar nicht weiter in Frage gestellt. Nun war ich plötzlich Hausfrau und habe meine neu gewonnenen Freiheiten sehr genossen. Dann wurde ich auch noch mit unserem ersten Kind schwanger und mir war klar: ich möchte nicht zurück in meinen alten Beruf, sondern möglichst frei und unabhängig leben und arbeiten, um a) viel Zeit für mein Kind zu haben und b) auch die Freiheiten für mich zu behalten. Denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeit.

Während der Schwangerschaft habe ich dann eine Coaching-Ausbildung begonnen, einfach weil mich das Thema interessiert hat. Damals noch ohne den konkreten Plan, mich damit eines Tages beruflich selbständig zu machen. Dazu kam es dann in den darauf folgenden Jahren fast von alleine.

Was macht dein Angebot so einzigartig?

Mein Wunsch als Coach ist es, andere Frauen dabei zu unterstützen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich wünschen und sich dabei von gesellschaftlichen Konventionen und Druck frei zu machen. Natürlich gibt es Rahmenbedingungen und gewisse Zwänge, die wir berücksichtigen müssen. Gerade hier in München sind da vor allem die enorm hohen Lebenshaltungskosten zu nennen. Aber es gibt oft mehr Wege und Möglichkeiten für uns, als wir zunächst wahrnehmen. Im Coaching begleite ich meine Klientinnen dabei, ihre Herzensthemen zu finden und ihre Träume innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen Wirklichkeit werden zu lassen. Sei es z.B. eine neue berufliche Herausforderung oder die Rückkehr in die Berufstätigkeit nach der Babypause.

Bei meinem Angebot geht es dabei vor allem um gelebte Individualität, um den Mut, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Denn der Maßstab für meine Klientinnen sollte immer ihre eigenen innere Zufriedenheit sein und nicht die Erwartungen der Außenwelt.

Wie läuft ein Coaching bei dir ab?

Zunächst lernen wir uns in einem kurzen, unverbindlichen Telefongespräch einmal kennen und schauen, ob die Chemie zwischen uns passt. Nur dann kann ein Coaching nämlich auch erfolgreich sein. In diesem Gespräch klären wir auch, wo gerade am meisten der Schuh drückt, sprich, was das Problem ist, das gerade am dringendsten auf der Seele brennt.

Anschließend bediene ich mich meines gut zusammen gestellten „Coaching-Werkzeugkastens“ und stelle – ausgehend von der Thematik der Klientin und ihrem Ziel –passende Übungen und Methoden zusammen. Es ist mir dabei sehr wichtig, offen und transparent zu arbeiten. Ich erkläre immer ganz genau, welche Übung ich machen möchte und zu welchem Zweck.

Der gesamte Prozess ist absolut individuell, es gibt kein Schema F. Und das liebe ich so an meiner Arbeit: Mit jeder neuen Klientin ist es auch für mich wieder spannend und herausfordernd. Und es begeistert mich immer wieder, welche kreativen Ideen und Lösungen meine Klientinnen für sich finden und erfolgreich umsetzen.

Welcher Mama-Typ findet am ehesten zu dir bzw. mit welchen Herausforderungen haben deine Kundinnen am häufigsten zu kämpfen?

Da ich mich mit Vereinbarkeitscoaching bereits auf das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf „eingeschossen“ habe, kommen in der Regel berufstätige Mütter zu mir. Oft geht es darum, wie eine berufliche Weiterentwicklung aussehen kann oder wie eine gewünschte, berufliche Veränderung in die Tat umgesetzt werden kann.

Oft bringen die Frauen ehrgeizige und kreative Ideen und große Träume mit, trauen sich aber nicht, diese wahr zu machen. Zu groß ist der gesellschaftliche Druck oder das Gefühl, dass Ihnen solche Wünsche in ihrer Rolle nicht zustehen. „Aber das geht doch nicht“ – so lautet die Zensur im Kopf. Spannend ist es dann im Coaching, einfach einmal durchzuspielen, wie es wäre, wenn „es doch ginge“. Und dann auch ganz konkrete Ziele daraus abzuleiten. Nicht zuletzt ist so ein Coaching dann auch sehr praxisorientiert, denn die tollste Vision nutzt meinen Klientinnen nichts, wenn sie dann nicht wissen, wie sie diese umsetzen können. Auch den konkreten nächsten Schritten wird darum im Coaching viel Zeit eingeräumt.

Wie sieht dein Alltag aus?

So richtig Alltag gibt es eigentlich selten. Jedenfalls im Vergleich zu meinem geregelten Berufsleben “früher”. Da konnte ich manchmal vor lauter Alltag einen Dienstag nicht von einem Donnerstag unterscheiden, die Tage liefen immer gleich ab. Das ist jetzt anders. Mein neuer Lieblingstag in der Woche ist zum Beispiel der Montag! Ich genieße jede Woche dieses Gefühl von Neustart und neuem Schwung, das in einem Montag drin steckt.

Im Großen und Ganzen läuft der Alltag etwa so ab: Da ich ein Langschläfer bin, stehe ich um halb acht auf, dann sind mein Mann und meine Tochter in der Regel schon seit einer Stunde auf den Beinen. Den Sohn muss ich wecken, der hat mein Langschläfer-Gen geerbt. Dann herrscht für eine Stunde eine Art kreatives Chaos, bis wir um halb neun alle das Haus verlassen auf dem Weg zum Kindergarten. An manchen Tagen geht dann auch meine Tochter in eine Spielgruppe. An diesen Vormittagen konzentriere ich mich voll und ganz auf meine Arbeit. Da mir diese paar Stunden allerdings für mein Arbeitspensum nicht ausreichen, arbeite ich auch an etwa 2 Abenden der Woche und einen halben Tag am Wochenende. Die Nachmittage verbringe ich mit den Kindern. Das bedeutet allerdings nicht immer auch „Kinderprogramm“, denn ich mute den Kids durchaus zu, auch mit mir den Wocheneinkauf zu erledigen oder mir bei der Hausarbeit zu helfen. Abends ab 20:00 habe ich meist “kinderfrei”, das genieße ich sehr. An manchen Abenden arbeite ich dann, gehe zur Chorprobe oder verbringe die Zeit mit meinem Mann oder einer Freundin.

Findest du zwischen Familie und Beruf noch Zeit für dich selbst? Wenn ja, hast du Tipps für uns?

Ja, Zeit für mich ist mir total wichtig. Wenn ich zu verplant und eingespannt bin, merke ich das sofort: meine Laune geht in den Keller! Ich pflege zahlreiche Freundschaften und genieße es, Abende mit meinen Freunden oder mit meinem Mann zu verbringen.

Außerdem liebe ich Musik, spiele gerne Klavier, lerne gerade Gitarre und singe im Chor. Auch dafür nutze ich vor allem die Abendstunden. Da auch mein Mann aktiv seine Hobbies pflegt, müssen wir manchmal aufpassen, dass wir nicht in die Situation geraten, in der wir uns abends nur noch die Klinke in die Hand geben. Darum haben wir feste Dates miteinander vereinbart: Jede Woche gehört ein Abend ganz bewusst nur uns Zweien. Dies ist ein Modell, das für uns beide gut funktioniert.

Das mit den Tipps ist immer so eine Sache. Ist jemand als Experte, Trainer oder Coach für ein bestimmtes Thema unterwegs, dann glaubt man natürlich: ‚Die muss es ja im Griff haben!’ Dem ist aber nicht immer so. Klar, für einige Probleme habe ich bzw. haben wir als Familie einen Weg gefunden, der für uns gut funktioniert. Und so etwas teile ich dann zum Beispiel auch über meinen Blog mit meinen Klienten. Aber oft genug stoße ich selber an die Grenzen der Vereinbarkeit, so wie jede andere berufstätige Mutter auch.

Ich glaube, das macht mich als Coach auch erst wirklich authentisch: dass ich viele der Probleme und Herausforderungen meiner Klientinnen selber kenne und erlebe. Dass ich scheitere, mich neu sortiere und für mich und meine Familie neue Wege ausprobiere.

Bild: Christine Winnacker

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Comments

  1. Liebe Nadja, ich freue mich, dass ich in Deiner sehr informativen Serie dabei bin. Vielen Dank und auf bald, Christine

      • Nadja
      • 17. Mai 2016
      Antworten

      Und ich danke dir hiermit nochmals sehr herzlich für deine offenen und authentischen Antworten. Toll, dass du dabei bist!

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